Dienstag, 15. Februar 2005

(1/100) ... was für ein bezauberndes Lächeln du hast?

Ja also, einmal ist immer das erste Mal. Und dann macht es „peng”. Wieder ein Jungfernhäutchen weg. Ich hatte mich rechtzeitig vor dem Lokal eingefunden und hielt Ausschau nach einer Frau, auf die die Eigenbeschreibung von Zarah 6 paßt. Versuchte nach „ich bin's” auszusehen. Schließlich, es war kurz nach, ging eine einzelne Frau an mir vorbei. Schaute durch mich durch. Ging rein. Ich zögerte kurz und ging ihr hinterher. Ich mußte sie ja wohl ansprechen. Was sagt man da? „Sind Sie verabredet?” Zu einer Frau, mit der ich per Du bin? Oder „Hallo, ich bin der [...]” zu einer Frau, die es nicht ist?

Na, ich mußte nichts sagen, sie sprach mich an, und wir waren es. Den Platz hatte sie bereits gewählt. Sie saß am Fenster/in der Ecke und konnte alles überblicken. Ich setzte mich ihr gegenüber und schaute die Spiegel-Wand an, so daß ich auch einiges überblicken konnte. Mann, ich kam nicht so damit zurecht, daß sie erst mal gar nichts sagte. Ausdruckslos blickte. Wir hatten doch so locker telefoniert.

Es kam dann aber bald ein Gespräch zustande. Und riß nicht mehr ab. Sie trank Rotwein, ich habe mich entschlossen, bei meinem geliebten Bier zu bleiben. Das war richtig so.

Es war deutlich, daß sie das dritte Glas Wein noch anhängte (Rechtfertigung: „Ich hab gut gegessen. Ich kann das.”), weil sie mich nicht öde fand. Hm, hm.

Wir sprachen über vieles. Ich meine, unsere Kommunikation war ausgewogen. Sie stellte (in Übereinstimmung mit einigen aber-Leserinnen und -Lesern) fest, ich wirke traurig und pessimistisch und habe kein Selbstvertrauen. Obwohl ich doch vermieden habe, ihr was vorzujammern. Das Wichtige ist, daß ich ihr volles Wohlwollen unterstelle. „Schau doch mal in den Spiegel. Was für ein bezauberndes Lächeln Du hast.” - Ich frage mich, ob sie das wirklich zu mir gesagt hat oder ob ich das deliriere. So ein Kompliment hat mir noch nie eine Frau gemacht. Doch, wenn ich ehrlich bin, habe ich schon mal was Ähnliches gesagt bekommen. 1989. Aber doch sehr homöopathisch. Also wenn ich mir mein Paßbild anschaue, von *mir* aus hat sie recht. Ein Trumpf?

Zwischendurch sagte sie, ich wirke unbeholfen und ich solle den oberen Kragenknopf auflassen und die Ärmel hochkrempeln. Das hat mich später auf der Heimfahrt grimmig geärgert. Hab mich da reingesteigert. Lächerliche Einzelheiten. Ich äußere mich auch nicht über ihre Aufmachung. Das ist Tabu. Grundsatz: Egal, was die Frau anhat, für sie ist es das Richtige. Und ich habe es zu akzeptieren. (Wenn es egal ist, warum verwenden sie dann soviel Energie, Geld, Zeit drauf? Wenn es nicht egal ist, warum darf ich keine kritische Rückmeldung geben? Ich glaube, das ist ein Thema, was die Frau ganz allein mit sich ausmacht. Dann soll sie mich doch hochgeknöpft lassen. Eines Tages werde ich alle Knöpfe aufknöpfen... :-( )

Ich sprach auch meine Enttäuschung darüber aus, daß immer der Mann die Initiative ergreifen müsse. Daß wir uns immer noch verhalten wie die Auerhähne. Wie die Rhesusaffen. Sie war erstaunt. Wie ich drauf komme, daß die Frau... Vielleicht in gewissen Lokalen mit hohem Piercing-Aufkommen. Ja, das hat umfrageähnliche Züge. Und ich kriegs nicht auf die Reihe. Wo die Pioniere der freien Liebe und die Kampf-Feministinnen heute schon Opas und Omas sind. Wie die Auerhähne.

Ein weiteres Detail, das ich wiederholt erlebt habe, ist, daß die Frau, mit der ich in einem Lokal bin, die Fähigkeit hat, zu hören, was am übernächsten Tisch gesprochen wird. Also da komme ich mir gleich wieder als Langweiler vor.

Ja, wir kamen auch auf ein Thema, wo es ans Eingemachte ging. Ich hab ihr über den Arm gestreichelt und auch kurz ihre Hand genommen. Das kann ich gut. Das ist meine Art von Reife.

Wir kamen überein, daß wir telefonieren. Vor der Tür haben wir uns umarmt, und ich habe ihr über ihre Haare gestreichelt. Es war ein schönes Gefühl für mich. Sie waren viel glatter, als sie aussehen.

Also wie oben erwähnt, kam ich mit Heavy-Metal-Laune zu Hause an. Auch die entsprechende Musik eingelegt. Vor dem Zu-Bett-Gehen entdeckte ich eine SMS von ihr mit freundlichem Inhalt. Da ging es mir gleich wieder gut.

Das war
--- das erste erfolgreiche Blind Date in meinem Leben
--- das erste Date seit 331 Tagen
--- der erste Erfolg, den ich durch eine Kontaktanzeige hatte
--- und endlich der erste regelgerechte „Kaffee” von 100 (der pessimistische Statistiker merkt an: aller 44 Tage ein Kaffee, braucht über 12 Jahre für alle 100...)
--- uund das am Valentinstag!

Nachtrag: Mir fiel auf, daß mein Herzklopf-Zitter-Stotter-Pegel ungewöhnlich niedrig war. Dieses Thema verdient hier einen eigenen Betrag. Erklärungsvesuche:

-1- Erotik regt mich nicht mehr auf.
-2- Mir ist das ganze nicht so wichtig. Den Kaffee hab ich sicher.
-3- Ich bin inzwischen so erfahren, daß ich keine irrationalen Ängste mehr hab.
-4- Ich bin nicht unter Erfolgszwang. Die Frau ist interessant, aber ich muß sie nicht haben. Nicht: die oder keine. Im Gegenteil will ich die 100 erreichen, ohne hängenzubleiben. (haa, haa)

Nimm 30 % aus 3 und 30 % aus 4, dann kommt es ungefähr hin.

In meiner Midlife-Crisis erreiche ich nun endlich die Coolheit, die andere mit 17 schon haben.

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Desideria - 15. Feb, 12:45

Gut gemacht ...

Tiger.

der - 15. Feb, 12:58

*miez!*
lance - 15. Feb, 13:11

und was...

stand nun in der SMS? raus damit, ich bin ja wie gefesselt.

der - 15. Feb, 13:36

Ich bitte um Verständnis, wenn ich zeitnah nicht alle intimen Details veröffentliche.

Aber im wesentlichen: „Danke für den [*] Abend. Hier ist meine e-mail-Adresse. z@z.cc. Zarah.” Außerdem erfuhr ich dadurch überhaupt erst ihre Handy-Nummer.

[*] ist ein herzerwärmendes Wort.

Nichts Sexülles. Sie und ich haben offiziell was anderes zusammen vor...

Noch nie habe ich eine SMS so oft gelesen!
lance - 15. Feb, 14:16

offiziell

etwas anderes vor? was denn nun? mann, spann mich nicht auf die folter *lach*. ich hab auch wieder eine kleine geschichte, schau mal zu mir rüber, wenn du zeit hast.
der - 15. Feb, 14:39

Na ja, eben singen. Aber, aber, aber... Das glaube ich ja selbst nicht. Singen wohl, so abartig bin ich schon. Aber nicht nur. Das wird sie auch selbst so erwarten, daß wir nicht bloß Textblätter in der Hand halten. Und je nachdem, womit wir uns heiß singen...
lance - 15. Feb, 15:02

mit 17...

hat man keine coolness! das was du hast ist erfahrung und dazu kommt ein sogenanntes "wurschtigkeitsgefühl". für dich ist es sicher leichter so, aber ich hoffe für dich, dass sich diese haltung nicht negativ auf mögliche zeichen auswirkt, die du von der "anderen" seite bekommst.

der - 15. Feb, 15:29

Ich bitte um nähere Erläuterung.   ?-/
lance - 15. Feb, 16:17

erläuterung

du hast ja geschrieben, dass du dich momentan so fühlst, dass du dir sagst: "es muss nicht die frau sein." also nicht, "die oder keine." du gehst ohne erwartungen an die sache ran, und wenn nichts draus wird, dann wird eben nichts draus. damit verbunden könnte es aber passieren, dass du gewisse zeichen nicht erkennst, weil du eben "nüchtern" bist. jetzt klar?
der - 15. Feb, 18:10

Danke, jetzt klar. Erstmal ist es das sicherste, was ich überhaupt über Frauen weiß (die sog. „Goldene Regel, gerahmt in Brillanten”): Solche Zeichen gibt es gar nicht. Schon gar keine verläßlichen.

Sodann ignoriere ich diese Regel aber immer wieder voller Illusionen. Kurz gesagt: Ich bin immer noch begehrlich genug.

Keine Sorge.
Paulaline - 15. Feb, 17:45

Ist doch klasse! Gratuliere und freu mich für Dich.
Frauen achten vielleicht mehr auf solch kleine Äußerlichkeiten, weil sie ja auch viel über den Menschen aussagen können. Und somit stehen sie der Kleidung nicht so ofeen gegenüber, wie Männer vielleicht denken mögen.
Aber scheint isch doch gut auszugehen mit Euch. Wann wollt ihr denn nun singen? Wär ja schön, wenn das auch noch klappt.
Aber immerhin ist ein ziemlich großer Schritt zu den 100 geschafft.

der - 15. Feb, 18:14

Danke für die Gratulation! Kleidung und Äußerlichkeiten werden hier noch ein eigenes Thema sein. Sie hat mir dazu auch noch mal (zurück-)geemailt. 1 Prozent ein großer Schritt? Na ja, wenn mir meine Bank 1% geben würde, dann wäre das schon viel. 12 Jahre sind auch viel...

Was sie und ich noch zusammen tun werden (oder nicht tun werden), da bin ich doch genauso neugierig!

Viele Grüße, paulaline!
lance - 15. Feb, 19:44

ich hätte einen song für dich...

sing mit ihr "thank you for loving me" *ggg*.
Paulaline - 16. Feb, 11:24

whow, bon jovi...
der - 16. Feb, 11:49

Das Lieben bringt groß Freud...

°ei° °ie°e°°e°e°.

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