Sonntag, 20. März 2005

(6+/100) „So was schreckt Frauen ab”

Viele werden sich gefragt haben, warum ich nicht umgehend einen Bericht über mein Zweitdate mit Fröschin 15 veröffentlicht habe. Dafür gab es verschiedene Gründe. Einer von ihnen war, daß das kein Flirt war, sondern Arbeit.

Sie stand am Fußgänger-Übergang plötzlich neben mir. Wir waren beide gleichzeitig da. Andere kommen gleichzeitig. Wir waren wenigstens gleichzeitig da.

Sie trug einen Rock mit Tüllkante, den ich mir aber nicht weiter ansehen konnte. Vielmehr sah ich mich 5¼ Stunde einer Frau gegenüber in Schwarz, hochgeschlossen, die Haare nach hinten weggebunden, so daß nur ihr fransiger Pony zu sehen war. Schmuck und Schminke habe ich bei ihr noch nicht gesehen. Also ein silberner Ohrring hätte mir schon gefallen. - Beim ersten Date hatte sie ihre prachtvollen langen Haare noch offen getragen und sogar Ausschnitt gezeigt. So, Ihr seid doch alle Experten für äußere Erscheinung. Ich frage gleich mal: Was wird sie nächstes Mal tragen? Die Augenschlitze einer saudi-arabischen Muslimin?

Dem hier unisono verbal zershredderten Hemd hat sie keine erkennbare Aufmerksamkeit geschenkt.

Ich hatte mir für den Abend viererlei vorgenommen: Tür aufhalten (höchste Anforderung an mein Koordinationsvermögen), sie den Platz aussuchen lassen, fragen, ob sie mit zum Osterfeuer kommt, sagen: „zusammen”.

Das Tür-Aufhalten klappte durch ein Ablenkungs-Moment choreographisch perfekt. Den Platz suchte sie ohne Beeinflussung an dem Tisch aus, an dem ich schon mal mit einer jungen twoday-Bloggerin gegessen habe (nein, nicht BB). Auch mit dem Rücken zur Straße. Zufall?? Gibt es Date-Aberglauben? Also schon einmal hat ohne meine Beeinflussung eine Frau denselben Platz ausgesucht die vor ihr. Und das wurde damals ein solider Abend. Also ich nehme es mal als glückliches Zeichen.

Gleich zu Beginn sagte sie mir, daß sie ziemlich müde sei und ich das nicht auf mich beziehen solle, wenn sie mal gähnt. Nun werden die vielen Gurus unter Euch sagen: Die wollte es kurz machen. Es wurde mein bisher längstes miss100ns-Date, und sie hat nicht einmal gegähnt (dafür ich).

Sie hatte „das” in den drei Tagen sacken lassen. Sie hatte mit ihrer Freundin über das Erst-Date gesprochen. Seltsamerweise hat sie mit ihr festgestellt, daß wir nach ihrem subjektiven Empfinden über fast nichts gesprochen hatten. „Bloß” weil ich nicht gesagt hatte, wo ich studiert habe.

Zunächst begann sie damit, mir zu erzählen, daß sie gern durch ein in aller Welt berühmt-berüchtigtes Vergnügungsviertel geht und gern in Strip- und Travestie-Shows. Das weckte nicht meine Begeisterung. Lieber hätte ich gehört: Blasmusik mit Erbsensuppe. - Im Laufe des Gesprächs kam heraus, daß sie sich vorgenommen hatte, mir das zu erzählen (sozusagen als Modul). Ich habe nicht verstanden, warum. Ich habe an dem Abend einiges nicht verstanden.

Umso wichtiger ist die Niederschrift hier, denn sonst geht noch mehr verloren.

Zu Ostern ist sie verreist. Ich teilte ihr zumindest mit, daß ich gern mit ihr zum Osterfeuer gegangen wäre.

Also ein 2 m langer Blog-Eintrag ist vielleicht nicht so aufregend zu lesen, und ich komme mal gleich zum Wesentlichen. Viele von Euch werden sich bestätigt fühlen. Und ich grüble und grüble nun.

Sie kam auf das Erst-Date zurück, das sie von sich aus ziemlich früh beendet hatte (aber gleich mit der Vereinbarung für das zweite). Bereits da hatte sie gesagt, ich würde Zweifel an mir selbst äußern, wo sie gar nicht angebracht seien. Nun bekräftigte und präzisierte sie das noch mal weiter. Nannte mehrere Beispiele und faßte das in den bestürzenden Worten zusammen:Du sagst genau das, was eine Frau abschreckt. Es ist kein Wunder, daß die sich nicht wieder melden. Keine Frau will sich einen Mann aufladen, den sie therapieren muß. Mir wäre es auch so gegangen, wenn ich nicht etwas genauer hingehört hätte.Ich würde meine negativen Eigenschaften aufzählen und nicht meine positiven. Ich würde tiefstapeln. (Ja, aber... Nicht umsonst heißt mein Blog „aber”). Den Humor, den ich für mich in Anspruch nehme, könne sie bei mir nicht entdecken. Meine Vermutung, daß sie beim ersten Date einen positiven Eindruck von mir gewonnen hatte, fiel in sich zusammen. Als ich später „das” wiederzugeben versuchte, sagte sie zweimal: „Du hast mich nicht verstanden.” Ich entgegnete nämlich, dann müsse ich mich also mit der Erfordernis auseinandersetzen, eine Fassade aufzubauen. Vermutlich habe ich sie jetzt noch immer nicht richtig verstanden, aber ich soll wohl das Positive auch erzählen (das ich bei mir so schwer finden kann). Und etwa auch das Negative? Wenn „nur das Positive” nicht gemeint war?

Ich vergleiche mich nun einmal mit anderen, und bin mir sicher, daß die meisten Frauen, die ich treffe, mehr erreicht haben. Alle, die mich auf derartige Weise aufzubauen versuchen, stehen besser da als ich, haben ihr Studium geschafft bzw. haben ein Haus bzw. verdienen gut. Die haben gut reden. Ich kann nicht von Reisen nach Japan, Island, USA erzählen. Und ich empfinde es als Erfolg, wenn ich einer Kandidatin Worte entlocken kann wie: „Wenn einer nichts gebacken bekommt, muß ich mich von dem trennen.” So was verstehe ich endlich mal als eine aufrichtige Äußerung. Oder wenn ich sie stutzen lassen kann durch die Mitteilung, daß meine Wohnung unaufgeräumt und feucht ist. - Ja, es ist so, die Frauen, die sich auf Kontaktanzeigen melden, haben fast alle studiert, sind fast alle in Arbeit, und erfolgreich, und verdienen fast alle wesentlich mehr als ich. Und sind keine Imigrantinnen. Fast alle kinderlos. Vielleicht sollte ich mich doch eher mal in den Warteraum vom Sozialamt setzen.

Sie staunte, als ich sie darauf hinwies, wie spät es schon ist. Und ich hatte auch gestaunt.

Zum Abschluß sagte sie mir, daß sie noch überhaupt nicht sagen könne, wirklich nicht, was sie wolle. Wenn ich zu schnell vorgehen würde, „sei sie weg”. Das gehe bei ihr nicht. Ich: „Ich werde dich nicht bedrängen.” Aber immerhin hat sie überhaupt Gedanken in dieser Richtung. Ich hatte gegen Ende zu ihr gesagt, sie solle den Pferdeschwanz doch nach vorn über die Schulter hängen lassen. Ich würde das gerne sehen. Oder ihn öffnen. Ach nein, dann sei ein Abdruck in den Haaren (vom Haargummi). Das war die Flirt-Komponente. - Ich habe die Angewohnheit, zu beliebigen Frauen in Kleinigkeiten zu sagen „Wir passen *doch* nicht zusammen.” So auch mehrmals im Verlaufe dieses Abends. Sie meinte daraus Überlegungen von mir rauszuhören. War aber eher mein trockener Humor. Eine Freundschaft sei für sie vorstellbar (ja, das sagen sowieso alle).

Ich sagte ihr, daß sie mich so um den Finger wickeln könnte, wenn sie wollte. Daß ich dann andererseits aber auch die Befürchtung haben würde, etwas verpaßt, zu kurz gesucht zu haben. Außerdem sagte ich ihr, daß ich in meinem Gefühl noch ganz unentschieden sei. (Das ist kein Widerspruch.) Sie bestärkte mich darin, weiter Frauen zu treffen (ebenfalls ein bekanntes Modul, und zwar eins, das ich nie anwenden würde, das also nur von Frauen „abgehakt” wird, nicht wahr, DM.

Zum Abschied sagte sie von sich aus in Richtung dieser geblümten Zumutung, daß sie ein weiteres Date möchte und machte regelrecht einen Plan mit mir, daß wir am Dienstag nach Ostern telefonieren wollen (nämlich sobald sie wieder da ist). Ich sagte, wir sollten vielleicht mal was unternehmen, wo wir nicht nur sitzen, trinken und reden. Das fand sie richtig, und ich solle mir was ausdenken.

Nachdem sie mich nach dem ersten Date noch aus Armeslänge Entfernung angesehen hatte zum Abschied, sagte sie jetzt: „Ich nehm dich trotzdem mal in den Arm.” - ich: „Warum trotzdem?”, und wagte es, ihr kurz über den Hinterkopf zu streicheln.

Ich ging mit einem guten, aber nicht mit einem erotischen Gefühl. Eher mit einer Mischung aus Freude, Ärger, Kopfschütteln, Grübeln, leichter Beklemmung.

Zur Bezahlung war sie vorangegangen. Ich ließ es geschehen, daß sie für sich bezahlte. Im Verlaufe des Abends hatte sie nachdrücklich gesagt, daß sie nicht eingeladen werden will. Sie meinte aber nicht mich, sondern einen befreundeten Unternehmer, wo sie es ablehne, die (sehr nützlichen) Dienstleistungen und Geschenke anzunehmen, die ihr dieser immer anbiete. Ich spürte keinerlei Problem. Von Anfang an hatte mir der Gedanke widerstrebt, jedenfalls für diesen Abend. Es war irrelevant dafür, ob sie mich wiedersehen, mit mir schlafen will oder ob ich arm bin.

Fazit: Ich denke darüber nach, eine Kerl-Fassade aufzubauen. Men's Health lesen und inhalieren. Und noch etwas, und davon fühle ich mich ins Single-Dasein zurückgedrückt: Ich darf offensichtlich nicht erwarten, daß eine Frau bereit ist, mir seelisch beizustehen („Das ist abschreckend”). Dann heißt es gleich, ich würde Müll abladen, und Helfer-Syndrom, und Ko-Abhängigkeit und was weiß ich. Meine Frau sagte nach der Trennung zu mir: „Ich hatte das Gefühl, ich habe noch ein Kind zu versorgen.” Es ist wirklich so. Ein Mann hat gutaussehend, stark, selbstsicher, leistungsfähig, erfolgreich und dirigierbar zu sein. Handwerklich geschickt, solvent. Nichts zu wollen. Meine Sorgen darf ich in einen hohlen Baum hineinrufen. Damit habe ich die Frau in Ruhe zu lassen. Und das finde ich eine Zumutung. Dann ist wohl doch eine erotische Freundschaft oder die Inanspruchnahme einer bezahlten Dienstleistung bekömmlicher. Und bevor hier die Kommentare auflaufen: Das sind Überlegungen, die aufkommen nach einem solchen Arbeits-Gespräch.

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Shey the Jester - 20. Mär, 07:47

Hey mann. ist doch ganz ok gelaufen.
Ich mein, sie hat mit ner freundin drueber gesprochen, dich also genaustens analysiert und will immer noch mit dir "weitermachen", sprich noch ein date haben.
Und hat sich gleich verabredet.
fands nett wie sie dich vielleicht genauer durschaut hat als andere.sie hat gemerkt wie du "tiefstapelst" und dich selber schlechtmachst und aber das dahinterliegende gesehen.
hast sie nicht eingeldane, so what! macht doch eh nüschst;-)

doch fielen mir diese worte auf:

Ein Mann hat gutaussehend, stark, selbstsicher, leistungsfähig, erfolgreich und dirigierbar zu sein. Handwerklich geschickt, solvent. Nichts zu wollen.

also so konservativ sind wir auch nicht mehr! ich kenne sehr viele frauen die WOLLEN das ein mann weiss was er will und die einen der NICHTS will eher langweilig finden.
Und deine qualitaeten hast du auch, als beispiel, die art schöne texte zu schreiben. auch wenn sie manchmal zu viel nach mitleid etc. schreien, aber das lassen wir hier mal.

ausserdem will keiner das du eine fassade aufbaust, dich maennlich benimmst und dir die brust anschwillt, das wuerde nur schnell zusammenbrechen und das waer viel schlimmer.
Versuchs doch mal so: geh zu einem date und sein nett, flirte, dezent, aber zeig interesse und auf Don'ts sind sachen wie:
ich bin ein versager, kann nichts, bin eher heulsuse und tauge zu nichts.
auch sagt mann NIE: "ja, du, erstes date und so...wie siehts denn aus, ich will ganz viele kinder und suche jemanden der mir sie machen kann..."
hebs dir doch fuer spaeter auf, weil nen zweites date kriegst du dann auch schneller. vielleicht nebenbei mit einfliessen lassen, oder warten bis sie das thema anspricht.

so das wars,
schön das dein date ok verlaufen ist,
frisuren-anzieh-mässig kann und will ich nichts deuten, was soll das schon aussagen???
hoch aufgeschlossen, strenger pferdeschwanz, schwarz, vielleicht steht sie auf SM ? nein ganz und garnicht, sonst würde ich sagen, du wohnst immer noch bei mutti. (nich bös gemeint, nur hemds-technisch....nunja, keine soo gute wahl)

viel glück
*klingel klingel*

der - 20. Mär, 21:01

Was ich WILL, lasse ich mir ja überdeutlich raushängen. Aber von allen Seiten schallt es nur: „Wolle nichts!”

Ja, mir ist öfter danach zu schreien. Und hier, in meiner <input>-Box, darf ich das auch. Da halte ich es wie BettysBett.

Danke für das Kompliment. Ja, ich schreibe von Herzen, und ohne Fassade.

Nein, bei meinen Eltern halte ich es länger als paar Tage nicht aus. Ich habe viele Jahre allein gewirtschaftet, und mein Credo ist:Ein Mann muß alles können. Außer Kinderkriegen und Kinder Stillen. Sonst macht er sich abhängig.Vielleicht sollte ich das Blumen-Hemd jetzt zu jedem Zweit-Date anziehen. Als Kult. Als Aschenputtels Hilfe: „Die Schlechten ins Kröpfchen.”

Eventuell wäre ich bereit, es der ersten aber-Leserin, die sich mit mir trifft, zur freien Verfügung zu überantworten. Also Mädels, wollt Ihr nicht Euer Helfer-Syndrom austoben und Euch um dieses Hemd reißen?

Ich bitte um Respekt für meinen Kinderwunsch. Andere baden gern in Marmelade, also laß mir auch meinen abartigen Wunsch. Liegt bei uns in der Familie. Alle meine Vorfahren hatten Kinder, Urgroßmutter L. sogar sieben. Vielleicht bin ich auch ein Masochist, weil ich mir doch so gerne den Hammer „Gebärmaschine” an den Schädel knallen lasse.

Die Fröschin ist eine außergewöhnliche Frau. Die Zeit mit ihr ist ein Gewinn.

Da sie bewußt unschlüssig ist, ist jede Wendung vorstellbar. Falls sie mir sagen würde: „Wollen wir es miteinander versuchen?”, wäre ich unschlüssig!

Alarmstufe Orange ist erst mal abgeblasen.

Abgeblasen. bemerkenswertes Wort.

Perdi - 20. Mär, 08:10

Das "trotzdem"....

...bezog sich auf dein Hemd (wetten)!!!

Shey the Jester - 20. Mär, 08:15

welches (wessen) trotzdem?
der - 20. Mär, 21:10

Perdi meint Fröschin's trotzdem beim Abschied. Die Wette würdest Du verlieren. Es bezog sich auf ihre kurz zuvor geäußerten Worte, daß sie wirklich, wirklich nicht sagen könne, wie es weitergeht. Meine Gegenfrage: „Wieso trotzdem?” meinte: „Du hast Dich mir über fünf Stunden zugewendet. Obwohl Du so müde warst. Warum sollten wir uns nicht zum Anschied umarmen?”

eika - 20. Mär, 12:40

"okay gelaufen"?
hast du dich wohl gefühlt? irgendwie klang das überhaupt nicht so...

der - 20. Mär, 21:18

Es war nicht das romantische Treffen aus der Pizza-Werbung mit gedämpftem Licht, Kerzenschein, Wein, alla Casa und La donna nobilä. Wo das Bett im Nebenzimmer steht. (bei der: Zielgruppe völlig verfehlt!)

Es war eher so was wie ein Arbeits-Essen. Da kann man lange 10 Tips, die Sie beim zweiten Date unbedingt beachten sollten studieren. Die Realität ist dann anders. - Muß man sich bei einem Arbeits-Essen wohlfühlen?

Shey the Jester - 20. Mär, 20:06

mit "ok gelaufen" mein ich, gut das sie nicht weggerannt ist. schoen, das sie nen drittes date will, endlich mal eine die genauer zuhört, schoen wenn der sie noch verstanden haette, denn von men's health schreibt sie garnichts und das fazit ist mehr schlecht als recht.

der - 20. Mär, 21:22

Ich war tapferst darauf gefaßt, daß sie halb zehn ihrer Müdigkeit oder meiner Gesellschaft erliegt und das Treffen für beendet erklärt. Aber im Gegenteil.

°ei° °ie°e°°e°e°.

Rückschau, Umschau, Vorschau.





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