Donnerstag, 3. März 2005

Antworten für Mister P. (II)

Irgendwie habe ich beim Durchstöbern Deiner Beiträge immer noch nicht verstanden, ob Du ein klassisches Verhinderungsprogramm durchziehen willst oder ob Du Deine Chancen von Date zu Date erhöhen willst. Ich weiss nicht einmal, was Du bei diesen Treffen erreichen willst. Welchen Kontakt willst Du zu einer Frau aufbauen? Willst Du Sex haben? Willst Du mit ihr ab und zu abends ausgehen (Kino, Theater, Oper, Kneipe)? Suchst Du nach einer besten Freundin, mit der Du reden kannst? Suchst Du nach einer Geliebten, einer Partnerin, einer Frau für´s Leben? Oder betreibst Du den ganzen Aufwand mit Listen erstellen, Anzeigen aufgeben, Termine ausmachen, Statistik führen, um Dir und Deiner Umwelt zu beweisen, dass Du es schaffst, Frauen aus Deinem Leben zu vertreiben? Bitte sag mir, was willst Du?

Also gut, das sind nicht nur Antworten für Mister P., seine Fragen sind so gut, daß ich es lohnend finde, auch mir selbst diese Fragen zu beantworten. Es ist Gold wert, sich über sich selbst im klaren zu sein.

„ein klassisches Verhinderungsprogramm”: Das klingt danach, als sei so etwas weit verbreitet. Verhindert hat sich das meiste in meinem Leben von selbst. Wenn ich mal drüber meditiere, würde ich drauf kommen, daß ich einen erheblichen Anteil daran habe an der Verhinderung. Dem möchte ich jetzt/hier nicht nachgehen.

Was will ich bei diesen Treffen erreichen? Ich möchte Frauen kennenlernen, diese schönen, unerreichbaren, unverständlichen, begehrenswerten Wesen aus einer anderen Welt. Ich rechne damit, daß sich daraus „was ergibt”. Und das verwandelt sich dann weiter in irgendetwas. Nur ich muß eben erst säen, bevor ich den Garten bewundern kann. Manche gehen nicht auf. Manche werden zu schönen, kurzlebigen Blumen. Manche zu Stachelbeeren, kratzig, säuerlich, schmackhaft, langlebig. Die 100 ist meine Orientierung, mein Ziel-Punkt, nicht mein Krampf. Es ist ein Abenteuer.

Interessante Liste:

  • Sex
  • abends ausgehen
  • beste Freundin
  • eine Geliebte
  • eine Partnerin
  • eine Frau für´s Leben
Sex: Sex ist geil. Im Moment fühle ich mich bloß abgeschlafft wie noch nie. Und das trotz Mangel an Sex seit Jahr und Tag und trotzdem ich sensationellerweise kaum noch Hand angelegt habe. Ich mache mir Sorgen. Sex ergibt sich als letztes in der Kette. Es muß eine geduldige Partnerin sein oder das war's. - Was ich mir jetzt wünsche, ist Zärtlichkeit. Ich sehne mich nach Nähe, Wärme, Haut, liebevollen Händen, Blicken, Atem, zärtlichen Worten, zusammen schlafen. Und ich meine: schlafen. - Aber das gibt's nicht isoliert.

abends ausgehen: Seit etwa einem Jahr habe ich Freundinnen angesammelt, wohl eine der Wurzeln, aus der meine jetzige Aktivität und Zuversicht erwachsen sind. Eine hatte mir einen Korb gegeben und mir Freundschaft angeboten. Eine habe ich über ebay (!!) kennengelernt. Aus den Erst-Dates werden sich gute Kontakte erhalten,
ich weiß es. Und die meisten habe ich beim Bloggen kennengelernt. Ich grüße Euch alle! Ich bin glücklich, Euch zu haben! - Ja, und dann ist es ein schöner Gedanke, eine Frau, mit der es nun nicht die Liebe für's Leben geworden ist, mal anzurufen und zusammen ins Kino zu gehen. Und zwar für einen Film, der mal nicht ab 6 bloß ist. Allein ins Kino ist öde. Bisher hatte ich fast nie mal so ein „einfach-so”-Erlebnis.

beste Freundin: Eine beste Freundin im engeren Sinne des Wortes kann wohl nur eine Frau haben.

eine Geliebte: bloß so, als „Geliebte”: nein. Das hat keine Perspektive.

eine Partnerin: ja! Aber das lasse ich auf mich zukommen. Ich suche sie nicht krampfhaft, und ich merke, daß ich zu etwas mehr Abwarten und Weitersuchen fähig bin als früher.

eine Frau für's Leben: das ergibt sich oder ergibt sich nicht aus dem Leben mit einer Partnerin, so wie sich Sex aus der näheren Bekanntschaft ergeben kann oder nicht. Bedenke: Ich bin geschieden.

Die Statistik: Ich habe viele Jahre weitgehend geschwiegen über mein Leid. So konnte mir auch keine(r) widersprechen, wie etwa meine Mutter, letztes Weihnachten: „Kann es sein, daß du dir das nur einbildest?”

Das Blog hat es in Gang gebracht. Das Aufschreiben, das Äußern. Wenn ich formulieren muß. Wenn ich mich mit seltsamen Plänen der Lächerlichkeit aussetzen könnte. Wenn es Ermunterung, Nachfragen und Kopfschütteln gibt. Das ist sehr wichtig für mich. Es nimmt mir die Möglichkeit, mich wieder jahrelang zurückzuziehen, ohne daß es jemand merkt. Wer bloggt, muß wohl etwas exhibitionistisch sein. Ich versuche hier, so authentisch zu sein wie möglich. Ich beanspruche für mich, daß Big Brother im Vergleich zu meinem kleinen Experiment bloß eine künstliche Laboratoriums-Anordnung ist. Ich möchte Euch auch im besten Sinne unterhalten. Nichts ist spannender als das Leben. Die Listen, Tabellen, Zahlen dienen mir als ein Mittel, mir die Situation(en) bewußt zu machen. Was war bisher, was will ich, was wäre möglich, was habe ich schon erreicht. Ich werde dabei bleiben, und ich bin ferne davon, hier sowas wie ein Herden-Buch zu führen. Die meisten Beiträge hier formuliere ich frei und mit Gefühl. Es gibt auch Links, Bilder und sogar Musik.

Ich will mir ein Jahr Zeit lassen (immer gefährdet, die Eine könnte hinter der nächsten Ecke stehen). Ich will es nicht wortlos und gedankenlos vorübergehen lassen.

Nachbemerkung: Ich hatte diesen Beitrag bereits heute Vormittag schon einmal geschrieben, aber beim Veröffentlichen sind etwa zwei Drittel verloren gegangen. Eben wieder, aber diesmal hatte ich den Editor benutzt. Ein und denselben Text kann ich nicht zweimal gleich fomulieren...

Trackback URL:
https://aber.twoday.net/stories/550168/modTrackback

PrettyBaby - 3. Mär, 13:42

Bitte mail mir!

Ich finde Dich echt interessant!
jennifermahles@gmx.de

der - 3. Mär, 13:51

PrettyBaby: Lerne Dein Blog-ABC. Ich kenne Deine e-mail-Adresse. Nimm sie hier raus. Bleibe Anonym. Schütze Dich selbst!

Das rät Dir ein erfahrener Blogger, und das raten Dir alle hier.

der
Mister P. - 3. Mär, 13:56

Herzlichen Dank

für Deine Offenheit und Ehrlichkeit. Jetzt verstehe ich besser, was Dich bewegt. Dein Ziel: "Partnerin: ja!"

Lass bitte das "aber..." weg. Das macht das Leben leichter.

der - 3. Mär, 14:07

Wie war das noch mit der Dialektik: Widersprüche bringen voran oder so. Den Subdomain-Namen habe ich damals so gewählt, weil er wirklich den maulenden, trotzigen Widerspruch zum Ausdruck brachte: „Ja, aber nicht für mich...” Auch, weil er für Suchmaschinen praktisch unauffindbar ist (genau wie „der”). Den URI-Namen des Blogs kann man nie wieder ändern. Aber das ist doch nicht so schlimm.   ;-)

°ei° °ie°e°°e°e°.

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