Was für ein Tag.
Nachdem ich heute Morgen so finster drauf war, die einen mir den Kopf gewaschen, die anderen mich getröstet haben, hatte ich ein Date, auf das ich mich seit etwa zehn Tagen gefreut habe: Mit der Fröschin 15.
Ich war ja drauf und dran, mich noch mal bei ihr zu melden, denn normalerweise habe ich vorher mit den Kandidatinnen SMS- oder e-mail-Briefwechsel, was ja auch gut und hilfreich ist. Mit ihr aber nicht.
Zum ersten Mal in meinem Projekt ging ich nun zu einem Date und hatte das Gefühl: He, es ist mild! Das ist kein Winter-Date mehr, das ist ein Frühlings-Date! Und ich stellte mir Sommer-Dates vor! Oh, ich hatte noch nie ein Date im Biergarten.
Ich hatte meine Zweifel, daß sie vielleicht in den zehn Tagen das vergessen haben könnte, nachdem ich hier ja noch wenige Stunden vorher geklagt hatte, was für ein Verbrauchsmaterial menschliches Zusammensein ist. Die Zeit kam heran, und ich schaute mich nach beiden Richtungen um. Nein, also ein Geheimdienstmann ist an mir nicht verloren gegangen. Denn da stand plötzlich zwei Meter von mir entfernt eine Handy-telefonierende Frau und machte mir ein Zeichen: „Moment, gleich.” Hihi. Sie war von mir unbemerkt herangekommen, hatte sich hingestellt, mich identifiziert und auch schon fixiert. Und telefonierte dabei lässig.
Na ja, dann bekam ich das mit dem „der Herr öffnet der Dame die Tür, läßt sie in den Vorraum und geht aber zuerst rein” nicht auf die Reihe, aaah, noch nie habe ich das gepackt.
Wir einigten uns auf einen schönen Platz, am Fenster ist untertrieben, denn wir saßen im Schaufenster, mit Blick auf die berüchtigtste Kreuzung der Stadt. Später witzelte ich: „Morgen steht in der [....]-Zeitung: >>
Wer war die unbekannte Schönheit...?<<
”
Es ging gleich mit einer Überraschung los. Sie kann Alkohol nichts abgewinnen. Einfach so. Ich könne aber ruhig Bier trinken. Ich argumentierte, daß selbst mir es unangenehm ist, wenn ich eine Bierfahne abbekomme und daß das „Gefälle” nicht gut ist. Sie bekräftigte mich darin, daß ihr das wirklich nichts ausmacht. Ich bestellte mir das einzige alkfreie Bier, das es gab. Den ganzen Abend kam sie mit einer großen Apfelschorle aus! Später bestellte ich mir mein geliebtes Weizen, und sie schimpfte fast mit mir, daß ich das nicht gleich getan habe.
Ja, was soll ich berichten. Sie hat lange braune Haare, graue Augen, ist eher klein, weibliche Figur. Keinerlei Schmuck! Frau pur.
Wir hatten ja schon zwei Stunden telefoniert. Das tut sie nicht mit jedem (aber mit mir :-)‡) Sie betont, daß Äußerlichkeiten ihr egal sind, daß sie auf die Augen, das Lächeln, Gesten achtet (bezaubernd lächeln kann ich, Mädels, aber meine Körperhaltung ist verkrampft, also 1:1). Sie bekennt sich dazu, daß sie geradeheraus ihre Meinung sagt.
Einige interessante Einzelheiten aus ihrer Biographie. Die fallen unter Diskretion.
Obwohl sie mit Männern einiges erlebt haben muß, hat sie auf ihre Art offensichtlich ähnlich (Nachhol-)Bedarf wie ich.
Na ja, die Rede kam ausführlich auf mich und meine pessimistisch machenden Erfahrungen. Das hat sie alles auf liebenswert resolute Weise zerstreut. Ich habe ihr auch meinen Ärger von heute tagsüber geschildert („die melden sich alle nicht mehr”), und ihr Kommentar läßt sich mit den Worten zusammenfassen: „Hak sie alle ab.” Jaaa?? Höre ich da was raus? Etwa: Hak sie alle ab, denn jetzt bin ich ja da - ? Mann soll sich nichts einbilden. Nie, nichts. Das ist das einzige, was ich weiß über Frauen. Das redet mir keine(r) aus. Aber immerhin, mann halluziniert ja.
Ihr Leben hatte verschiedene Phasen, und jetzt ist die Zeit bei ihr wohl reif, daß sie sagt: „Ohne Wärme fehlt doch was. Die andere Hälfte. Das ist doch ganz natürlich.” Ich traue mich ja fast nicht, meinen Ohren zu trauen, denn es ist zu schön, so etwas Selbstverständliches mal gesagt zu bekommen, ungefragt. Wo ich das Gefühl habe, mich sonst für diese „abartige” Ansicht aufwendig rechtfertigen zu müssen. Allein und unabhängig sein soll ja so schön sein. Ob das so ist, weiß ich aber nun genau. Ich war ja sehr lange allein. Es gibt allein, und es gibt einsam.
Ich teilte ihr meinen Eindruck mit, es würde mir vorkommen, als sei ich von glücklichen Pärchen, schwangeren Frauen und Singles, die gern Singles sind, umgeben. Sie widersprach mir. Wo ich her wüßte, daß diese Pärchen glücklich sind. Na, das würden die ausstrahlen.
Ob ich von ihr hören wolle, was sie für einen Eindruck von mir hat. Ich wußte ja, daß "Texas Talk" ihr Stil ist. Mir ist wichtig zu erfahren, was andere von mir denken. Ich sagte: „Ja, das möchte ich hören.” - Ich würde an mir zweifeln wegen Einzelheiten, die keinen Anlaß zum Zweifeln geben. Kommt mir bekannt vor, aber die Erfahrung spricht dagegen. Immerhin interessant zu hören. Ich kenne das ja schon. Ich fragte sie: Wieviele Jahrzehnte muß ich eine Erfahrung machen, bis die Zweifel weg sind? Beispielsweise neige ich zu Unpünktlichkeit. - Davon habe sie aber nichts gemerkt. - Ja, ich neigte dazu. Also wieviele Jahrzehnte ich immer wieder zu spät kommen müsse, damit ich ohne Zweifel von mir sagen könne: Ich neige zu Unpünktlichkeit. Gut argumentiert von mir, nicht wahr?
Als eine kurze Pause entstand, verschwand ich mal im Keller. Als ich wiederkam, fragte sie mich, wie spät es sei. Dann: was wir nun machen würden. So eine Frage kann ja nun alles oder nichts bedeuten. Ich sagte fragend: „Noch was trinken?” - „Nein. Wir gehen jetzt.” Pause. Da mußte noch was kommen. „Und wir werden uns wieder treffen.” der lächelte. Sie wolle das erst mal sacken lassen. Ob ich das wolle.
( :-) ) Ich solle vorschlagen, wann und wo. Mehr als intuitiven Scherz sagte ich: „Freitag?”, während mein Kopf mir sagte: Das ist zu früh für „sacken lassen”. „Ja.” Dann einigten wir uns auf ein Lokal, wo man auch was essen kann. Sie selbst kennt es noch nicht. (Ich kenne es, weil ich mit einer twoday-Bloggerin dort schon essen war). Und daß ich Sonnabend eine Verpflichtung habe, so daß wir nicht die Nacht durchmachen könnten.
Also Leitln, das ging von ihr aus. Und sicher nicht als Caritativ-Zuwendung für den jammernden der. Noch dazu, wo sie gesagt hat, ich solle alle abtrünnigen Kandidatinnen abhaken. Und im letzten Drittel des Treffens von dem Wunsch nach Nähe gesprochen hat und daß sie jetzt einiges anders angeht als früher.
So, ich hatte mal geschrieben: Modul Kandidatin zum Abschied umarmen, sonst ist das frostig. Frostig war der Abend auf keinen Fall. Aber wir sagten „Tschüß” und da stand sie in 80 cm Entfernung und sah mich an. Das hatte ich noch nie erlebt. Und ich sagte: „Komm her”, und wir haben uns umarmt. Undenkbar hätte ich ohne mit ihr auseinandergehen können. Mit dem Blick auf ein Folgetreffen in drei Tagen.
Ich ging mit einem guten Gefühl und sagte immer wieder vor mich hin: „Ich faß es nicht.” So, und nun, das hatte ich mir für die nächsten fünf Treffen vorgenommen: Ich habe erstmals bei einem Date den Kinderwunsch nicht angesprochen. Ich will jetzt nicht hören, daß mir das ein Folgetreffen eingebracht hat.
Ich bin nicht verliebt (das würde mir hier nach dem Erst-Treffen sowieso abgesprochen werden), aber das beschäftigt mich doch. Kein Abend-Absitzen, auch nicht für sie, das kam überzeugend rüber. Ich habe keine Erfahrungen mit Folgetreffen. Nicht wirklich. Also was wird sein? Was macht man beim zweiten Date? Man ißt sogar schon zusammen.
Ich fürchte, ich muß Alarmstufe orange auslösen für das Projekt. Was soll ich denn tun, wenn sie eine Entscheidung anbahnt? Darauf bin ich nicht vorbereitet.