Ich beneide mich selbst und andere
Hach ja. Ich blogge jetzt seit über fünf Jahren hier, Grund-Thema: Keine will mich. Nur für einen fröhlichen Pessimisten auf dieser Welt ist das ein ergiebiges Thema, und das bin ich.
Auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn, und nachdem eine Frau(!) sich 2005 mit mir eingelassen hatte, weil sie meine nicht sehr tiefe Stimme so hinreißend fand (jeder Typ hat seine Bewunderer), grübelte ich hier darüber nach, was aus meinem Verzweiflungs-Blog werden soll. Nicht unplausibel, wurde mir von lieben Mitblogger(inne)n empfohlen, es nun sanft dahinsterben zu lassen. Dazu konnte ich mich nicht durchringen, und nun ist es schön, einen Zufluchtsort zu haben, der mir sagt: „Also dann, wie gehabt.”
So isses, eine Mickymaus-Stimme paralysiert eine Alte nicht für immer (das schafft wahrscheinlich nicht mal eine Goldene Kreditkarte), und so wurde ich dann auch, nach einer von mir selbst gekochten Henkersmahlzeit, mit den Worten „Ich will mich trennen.” wieder in die Kälte geschickt. Ja, liebe Leserinnen, so ist das. Eine Frau trennt sich binnen Sekunden, quasi per Knopfdruck, von ihrer Ballast. Das ganze Tüdelü, von wegen wann ziehen wir zusammen, wann heiraten wir, aber wie und wo ich will, und den vierten Vornamen des Kindes darfst du bestimmen, platzt wie eine Seifenblase, in einer Sekunde.
Liebe, eine Seifenblase.
Träume von einem gemeinsamen Leben, auf Sand gebaut.
Immer auf Sand. Mit einer Frau.
Selbst meine Bank liebt mich mehr. Meine Versicherung. Meine Telefongesellschaft. Der Bettler unter der Arkade.
Und so gehe ich nun langsam auf drei Jahre Fast-Alleinsein zu, unterbrochen von einer kurzen Beziehung-in-Sachen, das war die Liebe meines Lebens, als Atheist habe ich nur ein Leben, kein nächstes, nie wieder die Liebe meines Lebens.
Ein Freund rief mich heute an, er hat sich von seiner Frau getrennt, „wir hatten uns schon lange nichts mehr zu sagen”. Er hat eine Jugendliebe wiedergetroffen, sie sind zusammen, Kinder, Haus, glücklich. Er ist mein Freund, ich kenne die Frau nicht. Seine In-Trennung-Lebende hat auch wieder jemand. Ich beneide sie beide. Ich irre seit fast drei Jahren durch die Wüste, mit einer einzigen Oase, und krieche weiter und weiter, lechze und keine interessiert es.
Loser müssen selbst für sich sorgen.
Ich war heute bißchen unterwegs in dieser Stadt. Bus: Pärchen. Durch das bunte Viertel laufen: Pärchen. Bus zurück: Pärchen. Alle Menschen sind Pärchen, aber ich bin der Überzählige, die Menscheit hat eine ungerade Zahl, und einer ist übrig.
Das bin ich.
Einer der Gründe, hier weiterzubloggen. Ich bin einsam mit über 170.000 Zugriffen.
Pervers, oder.
Und was heißt nun: Ich beneide mich selbst - ?
Es ist +- fünf Jahre her, daß ich hier meine bisher intensivste Zeit hatte, selbst die Süddeutsche Zeitung würdigte dieses Blog. Habe damals feste annonciert (alles noch altmodisch offline :-) und eine hohe Date-Dichte gehabt.
Unter anderem am Valentinstag 2005. Daraus folgte mein bisher einziger one night stand, eine unvergeßliche Erfahrung mit nachfolgendem erotischem Katzenjammer.
Und scheinbar führten meine konzentrierten Bemühungen zum Erfolg. Mitte April 2005.
Seltsamer Erfolg. Wann ist das fertig. Bringst du den Müll mit runter. Sex in der Halbzeitpause. Werd fertig, das Spiel geht gleich weiter. Besorgs mir, auch wenn das Kind nebenan ist. Ich bin unzufrieden. Es liegt nicht an dir, ich kann nicht sagen, was es ist (verdammte, verhaßte weibliche Verblümtheit).
Kurz und gut, das, was ich selbst mal geschafft habe, ist ja wohl das Minimum!